this rose will never die
13 Juni 2006
Lady d'Arbanville kniete vor ihrem Gatten, der an der getäfelten Tür des gemeinsamen Badezimmers lehnte, heiße Tränen rannen über ihr schönes Antlitz. 'Sprich zu mir!', flehte sie, 'sag etwas!'.
Lange blieb Lord d'Arbanville stumm. Seine Augen schienen den fernen Horizont zu suchen, sanken dann auf seine geliebte Frau hernieder. Ein Seufzer entrang sich seiner Brust: 'Es ist vorbei.'
Wieder eine lange, unendlich erscheinende Pause.
Durch das geöffnete Fenster des Bades klang das klagende Lied eines Pirols.'Was, Geliebter? Was ist vorbei?', frug Lady d'Arbanville.
'Ich habe verloren! Alles verloren! Ich Unglückseliger!' Er bedeckte sein Gesicht mit den so edlen, wohlgeformten Händen.
'Alles? Verloren?' Wie ein Echo kam es zaghaft über ihre kirschroten Lippen.
Fast feindselig starrte Lord d'Arbanville seine junge, schöne Frau an: 'Ja, verloren! Beim Kartenspiel mit Sir Archibald! Und ich hätte es doch wissen müssen! Es war Freitag, der
dreizehnte!'
Soweit Hedwig Courths-Mahler, eine der richtungweisenden Schriftstellerinnen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Besser als sie konnten es weder Dostojewskij in 'Der Spieler' noch Ulla Fröhling (übrigens auch an einem Freitag, dem 13. geboren) in ihrem Buch 'Droge Glücksspiel' beschreiben: die unselige Verknüpfung zwischen Spielsucht und den Sternen.
Soweit Dipl.-Ing. Lothar Fröhling anlässlich einer Tagung des Bundesweiten Arbeitskreises Glücksspielsucht zum Thema "Freitag, der 13." - ist für eine Rede ganz amüsant zu lesen.
Ist Magic eigentlich ein Glücksspiel oder ein Strategiespiel? Zum Glück (oh, what a pun!) beides, denn sonst könnte man's ja nur im Casino spielen. Aber ganz so strategisch wie Schach dann auch wieder nicht. Hier mal eben die Schachweltmeister und schon als Kind hab ich mich gefragt, warum Karpow mal eben zehn Jahre lang Weltmeister war. Ich war als Zehnjähriger mal im Schachclub, hat mir die Augen geöffnet.
Schach ist ein relativ doofes Spiel, weil's keinen Glücksfaktor hat - oder eben doch, nämlich die Entscheidungen des Gegenspielers. Ein Spiel zwischen zwei gleich guten Strategiespielern endet also damit, dass einer von beiden einen Fehler macht - oder im Unentschieden.
Bei Magic gibts keine Weltmeister über mehrere Jahre, und auch in den Top 8 der Pro Tour oder Grand Prix finden sich nicht immer die gleichen Namen. Warum ist das so?
Magic hat eben als Kartenspiel das eingebaute Glückselement, zusätzlich noch mit der konstruktiven Eigenschaft, dass Ressourcen (Mana) gebraucht werden, um Sprüche zu spielen - und diese Ressourcen ungleichmässig erscheinen und das Spiel beeinflussen.
Ein gutes Beispiel für ein Spiel ohne diese Eigenschaft ist das Momir-Vig Format (den Artikel von dereine dazu habt ihr bestimmt schon gesehen), bei dem die Ressourcen quasi keine Rolle mehr spielen (es aber gleichzeitig ein anderes Glückselement gibt, dass von den Spielern, was die Bezeichnung MTGO Lottery unterstreicht, noch stärker beobachtet wird).
Wieviel Glück man in einem Spiel haben möchte, mag jeder selbst für sich entscheiden. Manchmal hat man halt Glück und manchmal Pech. Und manchmal hat man auch längere Zeit Glück oder Pech hintereinander und nimmt es entweder als selbstverständlich (Glück) oder als nervenaufreibend (Pech).
Aber letztlich stehen in den Top-8 Listen häufiger die gleichen Namen und die Teilnehmerlisten der Pro Tour beinhalten auch öfter bekannte Spieler. Puh - also ist es nicht nur Glück (sonst wäre jeder auch irgendwann mal Pro Tour Sieger) sondern eben doch ein bisschen Skill. (Ferrett And The Terrible, Horrible, No Good, Very Bad Play - The Value of Luck)
Heute ist der dreizehnte, aber kein Freitag und trotzdem draften wir heute. Ein Format, dass Glück noch zusätzlich durch den Print Run (Boosterinhalt) erzeugt. Es ist erstaunlich, wie faszinierend Menschen Spiele finden, bei denen sie versuchen, das Glück zu bezwingen - und sich dann noch mehr Glücksfaktoren dazunehmen und Stock aunomma...
Kein Sieger glaubt an den Zufall.