In the Zone
10 April 2006
EDIT: Magic? Ja, das hat mit Magic: the Gathering zu tun. Aber erst später.
Ein Begriff, der mir in der letzten Zeit immer wieder über den Weg gelaufen ist, ist "in the zone". Grossartige (Awesome) Komödienfilme der 80er und 90er Jahre basieren darauf, dass dem Protagonisten (dargestellt von Jim Carrey oder Steve Martin) eine Begebenheit mehrmals widerfährt. Und Menschen sind so angelegt, dass sie nicht an Zufälle glauben, selbst wenn sie sie sehen.
Dies vorausgeschickt bin in in den letzten Tagen über einige Artikel gestolpert, die beschreiben "in the zone" zu sein. Um zu verstehen, was mich so fasziniert, zunächst mal die Erklärung, was das überhaupt ist:
The Zen of Bejeweled (Sirlin's Blog vom 8. März 2006)
Nun muss man weder Bejeweled (oder Crix oder irgendein Videospiel dieser Grundidee) kennen, um die wesentliche Aussage im ersten Absatz zu begreifen. Es gibt einen mentalen Status, bei dem man nur noch spielt (quasi aus dem Bauch heraus) und immer die richtigen Entscheidungen trifft.
Es gibt auch noch einen Artikel von Sirlin, den ich gerade nicht wiederfinde, in dem er sich mit
Raph Koster auseinandersetzt. Oh, wo ich so suche, da finde ich:
Raph Koster's Book (Sirlin's Blog vom 17. Februar 2005)
Bin eben ein Finder. Darin sind die Grundlagen, für "was ist eigentlich Spass" festgelegt. Ich möchte mich an dem Punkt nicht beteiligen, nur die Definition von Spass als Motivation für "Scrubs" am Spiel teilzunehmen, ist eben da. Als Arcadespieler spielen Sirlin und Koster, um zu gewinnen, im Gegensatz zu den "Scrubs" oder Amateuren. Amateur kommt aus dem romanischen Sprachraum, in dem der Wortstamm "Liebe" (amore, aimer) ausdrückt. (Und dieser Satz steht nur hier, damit ich den Blog von misterorange verlinken kann - vielleicht nicht vergebens).
Und William Spaniel, Mike Flores etc. können sich da wohl anschliessen (YPTWTG - you play to win the game), schreiben aber nicht ganz so theoretische Artikel.
Zurück zum Zen - zurück zu "in the zone". Es gibt also einen Zustand in dem man ohne viel nachzudenken einfach so vor sich hinspielt - und das schlimmste: wenn man dann beginnt, Spielsituationen zu überdenken, funktioniert es nicht mehr. Und dann das:
Mental Domination (Pojo, 7. März 2006)
DeQuan Watson beschreibt im letzten betitelten Absatz auch den Status "in the zone" zu sein. Etwas, dass nach der Beschreibung von Sirlin und Koster (die hier viel zu oft in Zusammenhang mit Magic genannt werden, was ja nicht ihr Hauptumfeld ist) erst auftritt, wenn ein Spiel gemeistert wurde.
Das bedeutet, ich muss gar nicht gross nachdenken wie der Stack funktioniert oder ausrechnen, wer Beatdown und wer Control ist (nope, kein Link hier, Zvi's Artikel ist überbewertet nach modernen Standards) sondern spiele so vor mich hin und treffe immer die richtigen Entscheidungen.
Ich glaube, das kann tatsächlich jeder erreichen, dafür benötigt es keine spezielle Meditation. Aber die Unsicherheit, die DeQuan Watson beschreibt kann tatsächlich zu einer mentalen Blockade führen. Ich habe noch nie gegen Felix* gewonnen (der auch ein guter Spieler ist), aber ich habe es mir schon fest vorgenommen - trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, dass mir das einfällt. Denn bei anderen Spielern spiele ich - eventuell mit weniger Nachdenken- und kann sie besiegen.
*Name geändert. Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
So. Und dann gibt es Situationen, in denen Spieler nicht mehr "in the zone" sind und als vermeindliche Stars in Stresssituationen (wer weiss schon genau, wieviel "s" dieses Wort heute rechtmäßig trägt) abbauen und sichergeglaubte Situationen nicht bewältigen. Leider bin ich nicht so ein Sportler, dass ich so schöne Beispiele anführen kann, aber ich habe neulich mal Golf gesehen, ein hochdotiertes Tunier, bei dem ein Profispieler einen 3-yard put vergeigt hat. Der Ball ist knapp am Loch vorbei und 20cm dahinter liegengeblieben. Darüber schon verärgert (3-yard puts sind für Profis nicht sooo ungewöhnlich schwer) hat er den Ball aus 20cm locker reinplumsen lassen wollen - aber das Loch wieder nicht getroffen. Damit war er 2 über par und raus.
The Psychology of Magic: Introduction (Sideboard, Chris Senhouse, 19. Januar 2001)
Chris Senhouse beginnt seinen Artikel auch mit einem Sportereignis (man könnte auch sagen, er reitet auf diesem Baseballspieler herum). Und die Situation, die er beschreibt, kann warscheinlich jeder nachemfinden - man hat die Lösung schon gefunden, denkt aber nochmal drüber nach und macht letztlich etwas Falsches, obwohl der Instinkt eingangs schon die richtige Wahl getroffen hatte. (In diesem Fall eine nicht-schwarze Kreatur zum Blocken zu lassen.)
Wenn "in the zone" sein vorteilhaft für das Spielergebnis ist, warum gibt es dann keine Artikel, die sich damit beschäftigen, wie man in diesen Zustand gerät? Es gibt zehn- oder bestimmt hundertfach mehr Artikel über Decks und Matchupanalysen, aber nur eine Handvoll Artikel mit psychologischen Ansätzen.
Vielleicht sind einige Autoren gar nicht "in the zone". Viele Magic-Spieler haben das Spiel nicht wirklich gemeistert, was ja die Grundbedingung ist, um aus dem Bauch heraus spielen zu können. Es ist so wie mit dem Autofahren, bei zu wenig Erfahrung sind die Fahrer mit der Technik des Autos und der Übersicht im Verkehr so beschäftigt, dass sie darüber nachdenken müssen. Mit genug Erfahrung geht die Bedienung und Übersicht "in Fleisch und Blut" über und man kann auch am Strassenverkehr "in the zone" teilnehmen.
Dabei fällt mir ein, dass ich gestern abend noch eine Dokumentation über Supersportwagen gesehen habe, die eine medizinische Analyse beinhaltete, dass der Körper Stresssymptome zeigt, selbst wenn erfahrene Fahrer solche Fahrzeuge bewegen. Diese Form des Stress wurde als Fahrspass ausgedrückt.
Kann ich die Analogie zu Magic (oder Schach, oder Golf, oder Poker, oder whatever) ziehen?
Zumindest gibt es Magicspieler mit relativ wenig Erfahrung, die Deckbeschreibungen im Internet posten und wenn ich das Foreneinträge im 3-er Forum übertrage, wo 19jährige genau wissen, wo der Hammer hängt, dann ist der erste Grund gefunden. Bezogen auf die Autoszene wird auch eher eine Auflistung der technischen Daten und Fahrberichte geschrieben, als das Fahrverhalten analysiert. Soll ich jetzt den Spagat zwischen Autoquartett und Magic ziehen?
Oder: es gibt eben Neulinge, die potente Decks pilotieren, deshalb aber nicht unbedingt "in the zone" sind, wenn sie gewinnen. Und das darum auch nicht beschreiben können.
Ein Ansatz, den DeQuan Watson bringt, ist einfach und da ist auch das mit dem "Zen" im Namen wieder. Nicht verunsichern lassen. Auch nicht, wenn man gegen jemand berühmtes spielt, zum Beispiel Olivier Ruel, dessen 4896 Grand Prix Teilnahmen niemand mehr nachzählen kann. Er ist, wenn es wirklich so viele waren, warscheinlich bei einem Grand Prix genauso relaxt wie alte FNM-Hasen bei ihrem freitäglichen Treff. Nur dem gelegentliche Spieler geht die Pumpe bei einem Grand Prix - und wenn man dann noch gegen eine Berühmtheit spielen muss...
..am besten, man kennt die gar nicht, dann kann auch nix passieren. Selbst Berühmtheiten können mal die Grundregeln vergessen und ohne Länder antanzen oder so. Wenn die Boxencrew nicht auftankt, kann man also auch gegen Häkkinnen gewinnen.
Ich weiss, dass ich auch nicht den Stein der Weisen gepostet habe, aber die Links sind mir aufgefallen - denn das konnte doch kein Zufall sein.
Ein Begriff, der mir in der letzten Zeit immer wieder über den Weg gelaufen ist, ist "in the zone". Grossartige (Awesome) Komödienfilme der 80er und 90er Jahre basieren darauf, dass dem Protagonisten (dargestellt von Jim Carrey oder Steve Martin) eine Begebenheit mehrmals widerfährt. Und Menschen sind so angelegt, dass sie nicht an Zufälle glauben, selbst wenn sie sie sehen.
Dies vorausgeschickt bin in in den letzten Tagen über einige Artikel gestolpert, die beschreiben "in the zone" zu sein. Um zu verstehen, was mich so fasziniert, zunächst mal die Erklärung, was das überhaupt ist:
The Zen of Bejeweled (Sirlin's Blog vom 8. März 2006)
Nun muss man weder Bejeweled (oder Crix oder irgendein Videospiel dieser Grundidee) kennen, um die wesentliche Aussage im ersten Absatz zu begreifen. Es gibt einen mentalen Status, bei dem man nur noch spielt (quasi aus dem Bauch heraus) und immer die richtigen Entscheidungen trifft.
Es gibt auch noch einen Artikel von Sirlin, den ich gerade nicht wiederfinde, in dem er sich mit
Raph Koster auseinandersetzt. Oh, wo ich so suche, da finde ich:
Raph Koster's Book (Sirlin's Blog vom 17. Februar 2005)
Bin eben ein Finder. Darin sind die Grundlagen, für "was ist eigentlich Spass" festgelegt. Ich möchte mich an dem Punkt nicht beteiligen, nur die Definition von Spass als Motivation für "Scrubs" am Spiel teilzunehmen, ist eben da. Als Arcadespieler spielen Sirlin und Koster, um zu gewinnen, im Gegensatz zu den "Scrubs" oder Amateuren. Amateur kommt aus dem romanischen Sprachraum, in dem der Wortstamm "Liebe" (amore, aimer) ausdrückt. (Und dieser Satz steht nur hier, damit ich den Blog von misterorange verlinken kann - vielleicht nicht vergebens).
Und William Spaniel, Mike Flores etc. können sich da wohl anschliessen (YPTWTG - you play to win the game), schreiben aber nicht ganz so theoretische Artikel.
Zurück zum Zen - zurück zu "in the zone". Es gibt also einen Zustand in dem man ohne viel nachzudenken einfach so vor sich hinspielt - und das schlimmste: wenn man dann beginnt, Spielsituationen zu überdenken, funktioniert es nicht mehr. Und dann das:
Mental Domination (Pojo, 7. März 2006)
DeQuan Watson beschreibt im letzten betitelten Absatz auch den Status "in the zone" zu sein. Etwas, dass nach der Beschreibung von Sirlin und Koster (die hier viel zu oft in Zusammenhang mit Magic genannt werden, was ja nicht ihr Hauptumfeld ist) erst auftritt, wenn ein Spiel gemeistert wurde.
Das bedeutet, ich muss gar nicht gross nachdenken wie der Stack funktioniert oder ausrechnen, wer Beatdown und wer Control ist (nope, kein Link hier, Zvi's Artikel ist überbewertet nach modernen Standards) sondern spiele so vor mich hin und treffe immer die richtigen Entscheidungen.
Ich glaube, das kann tatsächlich jeder erreichen, dafür benötigt es keine spezielle Meditation. Aber die Unsicherheit, die DeQuan Watson beschreibt kann tatsächlich zu einer mentalen Blockade führen. Ich habe noch nie gegen Felix* gewonnen (der auch ein guter Spieler ist), aber ich habe es mir schon fest vorgenommen - trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, dass mir das einfällt. Denn bei anderen Spielern spiele ich - eventuell mit weniger Nachdenken- und kann sie besiegen.
*Name geändert. Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
So. Und dann gibt es Situationen, in denen Spieler nicht mehr "in the zone" sind und als vermeindliche Stars in Stresssituationen (wer weiss schon genau, wieviel "s" dieses Wort heute rechtmäßig trägt) abbauen und sichergeglaubte Situationen nicht bewältigen. Leider bin ich nicht so ein Sportler, dass ich so schöne Beispiele anführen kann, aber ich habe neulich mal Golf gesehen, ein hochdotiertes Tunier, bei dem ein Profispieler einen 3-yard put vergeigt hat. Der Ball ist knapp am Loch vorbei und 20cm dahinter liegengeblieben. Darüber schon verärgert (3-yard puts sind für Profis nicht sooo ungewöhnlich schwer) hat er den Ball aus 20cm locker reinplumsen lassen wollen - aber das Loch wieder nicht getroffen. Damit war er 2 über par und raus.
The Psychology of Magic: Introduction (Sideboard, Chris Senhouse, 19. Januar 2001)
Chris Senhouse beginnt seinen Artikel auch mit einem Sportereignis (man könnte auch sagen, er reitet auf diesem Baseballspieler herum). Und die Situation, die er beschreibt, kann warscheinlich jeder nachemfinden - man hat die Lösung schon gefunden, denkt aber nochmal drüber nach und macht letztlich etwas Falsches, obwohl der Instinkt eingangs schon die richtige Wahl getroffen hatte. (In diesem Fall eine nicht-schwarze Kreatur zum Blocken zu lassen.)
Wenn "in the zone" sein vorteilhaft für das Spielergebnis ist, warum gibt es dann keine Artikel, die sich damit beschäftigen, wie man in diesen Zustand gerät? Es gibt zehn- oder bestimmt hundertfach mehr Artikel über Decks und Matchupanalysen, aber nur eine Handvoll Artikel mit psychologischen Ansätzen.
Vielleicht sind einige Autoren gar nicht "in the zone". Viele Magic-Spieler haben das Spiel nicht wirklich gemeistert, was ja die Grundbedingung ist, um aus dem Bauch heraus spielen zu können. Es ist so wie mit dem Autofahren, bei zu wenig Erfahrung sind die Fahrer mit der Technik des Autos und der Übersicht im Verkehr so beschäftigt, dass sie darüber nachdenken müssen. Mit genug Erfahrung geht die Bedienung und Übersicht "in Fleisch und Blut" über und man kann auch am Strassenverkehr "in the zone" teilnehmen.
Dabei fällt mir ein, dass ich gestern abend noch eine Dokumentation über Supersportwagen gesehen habe, die eine medizinische Analyse beinhaltete, dass der Körper Stresssymptome zeigt, selbst wenn erfahrene Fahrer solche Fahrzeuge bewegen. Diese Form des Stress wurde als Fahrspass ausgedrückt.
Kann ich die Analogie zu Magic (oder Schach, oder Golf, oder Poker, oder whatever) ziehen?
Zumindest gibt es Magicspieler mit relativ wenig Erfahrung, die Deckbeschreibungen im Internet posten und wenn ich das Foreneinträge im 3-er Forum übertrage, wo 19jährige genau wissen, wo der Hammer hängt, dann ist der erste Grund gefunden. Bezogen auf die Autoszene wird auch eher eine Auflistung der technischen Daten und Fahrberichte geschrieben, als das Fahrverhalten analysiert. Soll ich jetzt den Spagat zwischen Autoquartett und Magic ziehen?
Oder: es gibt eben Neulinge, die potente Decks pilotieren, deshalb aber nicht unbedingt "in the zone" sind, wenn sie gewinnen. Und das darum auch nicht beschreiben können.
Ein Ansatz, den DeQuan Watson bringt, ist einfach und da ist auch das mit dem "Zen" im Namen wieder. Nicht verunsichern lassen. Auch nicht, wenn man gegen jemand berühmtes spielt, zum Beispiel Olivier Ruel, dessen 4896 Grand Prix Teilnahmen niemand mehr nachzählen kann. Er ist, wenn es wirklich so viele waren, warscheinlich bei einem Grand Prix genauso relaxt wie alte FNM-Hasen bei ihrem freitäglichen Treff. Nur dem gelegentliche Spieler geht die Pumpe bei einem Grand Prix - und wenn man dann noch gegen eine Berühmtheit spielen muss...
..am besten, man kennt die gar nicht, dann kann auch nix passieren. Selbst Berühmtheiten können mal die Grundregeln vergessen und ohne Länder antanzen oder so. Wenn die Boxencrew nicht auftankt, kann man also auch gegen Häkkinnen gewinnen.
Ich weiss, dass ich auch nicht den Stein der Weisen gepostet habe, aber die Links sind mir aufgefallen - denn das konnte doch kein Zufall sein.
Playing and Winning in The Zone