Crashing by design

08 Dezember 2006

Der Titel sagt mir vielleicht mehr als meiner Leserschaft, daher kurz ein Briefing, damit wir auf dem gleich Stand sind. Das ist nicht nur ein geflügeltes Wort, sondern auch Titel eines Songs von Pete Townshend vom Album "White City", das glaub ich meine erste CD war. Hm. Der erste Link geht nach "oldielyrics". Shit! Egal - wollt ich nur mal angemerkt haben.

Wie kam ich drauf? Crashing by Design ist vom Pete Townshend, Pete Townshend war Gittarist bei The Who, und The Who ist Lieblingsmusik von TheMagicSock, dessen Magic-Podcasts ich momentan extensiv höre - und damit sind wir schon fast beim Thema.

Der grosse Design Wettbewerb nähert sich seiner Vollendung (man verspricht uns, uns damit jetzt zwei Wochen in Ruhe zu lassen, für diejenigen, die es nicht verfolgten) und gerade als es interessant wurde, mehren sich Stimmen, dass es langweilig ist. Bei Londes (MM) zum Beispiel. Ok, der Artikel ist schon was älter (24.11. deckt mein Wandkalender nicht mehr ab, der schon auf Planar Chaos Prerelease Termine fixiert wurde) aber sie haben es ja auch falsch gemacht. Oder wieder doch nicht. Genug Teenies gucken sich die Ausscheidungsspielereien um tanzende und singende When-will-I-be-famous Sternchen an, so falsch kann es aus Marketing-Sicht nicht sein. Aber in Textform ist es doch was anderes, sich mehrere Karten von mehreren Leuten merken zu dürfen. Langweilig.
Inzwischen ist das Teilnahmefeld tatsächlich so weit zusammengeschrumpft, dass es sich unvermeidlich absehen lässt, wer sich in den Interviews, zu denen die letzten drei Designer geladen werden, hochschlafen wird. MaRo spricht schliesslich davon, wer am besten zur Zusammenarbeit mit R&D geeignet ist. Wir sind alle gespannt...

Einen Punkt aus dem Design-Wettbewerb bringe ich aber direkt in Bezug mit einem Artikel, den ich am Dienstag auf der Seite Magicuniverse fand. Darin kam ein Deck vor, zu dem TobiH so einige kopfkratzende Anmerkungen hatte. Zunächst das Deck, dann der Designbezug, dann These, Antithese und Synthese.

Yann Hamon (5-1)

Germagic Deckstats aufrufen
4 Temple Garden
4 Stomping Ground
4 Sacred Foundry
4 Battlefield Forge
1 Forest
1 Gemstone Mine
2 Karplusan Forest

4 Kird Ape
4 Savannah Lions
3 Magus of the Scroll
4 Watchwolf
4 Scab-Clan Mauler
4 Tin Street Hooligan

4 Rift Bolt
4 Lightning Helix
3 Assault // Battery
1 Char
3 Cryoclasm
2 Volcanic Hammer

sideboard


3 Stone Rain
2 Thrill of the Hunt
3 Ronom Unicorn
2 Temporal Isolation
2 Fiery Justice
3 Honorable Passage


Im Designartikel erfährt man durch die Kommentare der Jury viel über den Hintergrund, warum es manche Karten gibt und manche nicht. Eines der grossen Mysterien ist wohl, warum es mehrere Karten gibt die das gleiche bewirken. Ich habe mir dafür folgendes prominente Triplett zusammengestellt:

ShockSeal of FireAssault/Battery


Die Funktion ist dabei bei allen drei standardlegalen Optionen, für ein rotes Mana als Instant zwei Schaden auf ein beliebiges Ziel zu machen. Die Ausführung ist unterschiedlich. Und da beginnt das Design.

Im Designtest erfahren wir das Wort "chessiness", was sich vielleicht mit "Schachivität" übersetzen liesse, hätte man das ernsthaft vor. Schach, das ist ein Spiel wie Magic, nur dass man da schon von Beginn an alle Steine im Spiel hat (aber darauf kommt es uns nicht an) und man hat keine Handkarten. Damit unterscheidet sich Schach zwar auch von Texas Hold'em, aber ich komme gleich auf den Punkt.

Design (zurück bei Magic) macht sich nun einen Spass draus, durch das Abändern von scheinbar geringen Variablen mehr Möglichkeiten für Spieler und Deckbauer zu schaffen. Im obigen Trio können alle Karten die geforderten zwei Schaden machen. Shock ist hierfür das optimale Beispiel und auf den ersten Blick die einfachste der drei Karten. Sie wird gespielt, macht ihren Effekt und ist tot. Toto-Tot.

Spieler mit Hang zu Expert-Level Erweiterungen ersetzen Shock seit dem Erscheinen von Seal of Fire gerne mit diesem. Das macht auch die zwei Schaden, aber ich brauch das Mana nicht im gleichen Zug zahlen, in dem ich den Effekt haben will. Ich darf die Kosten auch schon vorher zahlen und den Spruch so lange auf dem Tisch liegen lassen (ich rede jetzt extra nicht mit Spielmechaniken sondern mit den Auswirkungen - auch ein Punkt auf den ich noch zu sprechen kommen wollte, wie man Karten umformuliert um sie besser zu verstehen - sich quasi Shortcuts bildet. Aber ich habe nur noch wenige Minuten um diesen Post abzusetzen, daher an anderer Stelle zu diesem Gedanken mehr).

Dabei setze ich mich der bereits genannten "chessiness" aus. Ich lege diese Karte offen und mein Gegner kann sofort diese bisher ihm unbekannte Information nutzen um sein Spiel darauf abzustellen. Zwar spielt der Gruul-Pilot gerne das Seal um die Bloodthirst-Fähigkeit zu nutzen - dafür ist sie optimal - aber der Preis dafür ist, dass Shocks offen auf dem Tisch liegen. In der Realität findet das häufiger statt, als man jetzt vielleicht zweifeln möchte. Zwar kann man Seal of Fire auch in der Hand gemein äh... geheim halten und erst legen, wenn man sie dem Gegner um die Ohren hauen will, aber zu viele Spieler habe ich beobachtet, die sie ausspielen, weil sie es können, das Mana besser nutzen wollen - etc.
Im Endeffekt ist das eine dieser Designfallen, die MaRo gerne als Skilltester beschreibt - zugegebenermassen bei schlechteren Karten als Seal, aber auch gute Karten lassen sich falsch spielen. Schliesslich geht es beim Magic wie auch bei den bisher genannten Spielen mehr um Entscheidungen.

Die dritte Karte im Trio ist noch ganz neu dabei und wurde vielleicht aus diesem Grund vom Yann gespielt. ### leider ist meine Zeit aber gerade um und ich muss los - ich werde hier heute nacht noch fortsetzen ###

Zu guter Letzt bin ich durch eine Diskussion im ZK-Forum auf eine eBay-Auktion gestossen, in der so einige gute Karten verkauft werden. Hier der Link: item=220052093573. Der Verkäufer gibt an, dass er gerne von jeder Karte ein Playset haben wollte - während das alles auf Basis langjähriger Sammeltätigkeit stattgefunden haben kann, ist es nicht eine wunderbare Vorstellung, UPS-Päckchen zuzustellen?

comments
Naja, die Karten sind ja nicht alle Instants...

Und wie du selbst anmerkst, zwar geht es bei allen drei Karten darum zwei Schadenspunkte zu verbraten, aber das "Wie" ist letztlich der kleine, feine Unterschied.
 

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