Zweikoppdraft

15 Februar 2007

"Du bist unsere letzte Rettung." sagte DJ und schaute in meine Richtung. "Wer? Ich?" dachte ich heimlich und blickte mich um, denn eine letzte Rettung wollte ich eigentich nie sein müssen. Den schweren Rucksack, den ich in die diese Woche fast leer gebliebene Kneipe mitbrachte, stellte ich auf die Bank neben ihn. Mit einem kurzen "Hi" glaubte ich alle am Stammtisch begrüsst zu haben. Markus nickte mir zu.

"Hast du einen Partner?" fragte Tai. "Kannst mit mir draften.", löste DJ die Situation, "und der Henke draftet dann alleine." Wie soll man einen 2HG Draft denn alleine bestreiten? Zu diesem Zeitpunkt war diese Form noch das unbekannte Wesen, die Sitzordnung stellte ich mir wie beim Team Rochester vor - bei dem mehrere fremde Teamspieler zwischen den eigenen Reihen sassen und um die Picks konkurrierten.

Ich griff zum Telefon und suchte aus dem Nummernverzeichnis den "eb" bezeichneten Eintrag. Direkt darunter fand sich der korrekt geschriebene Name "Evilbernd", ein Hinweis auf eine nur schnell gespeicherte Nummer, die ich später mal korrekt ablegen wollte. Hm. Ja... später. "Hallo" kam es gut betont aus der Höröffnung. Kurz schilderte ich das Problem, und ihn zum Draft zu überreden war schon fast zu einfach. Eine eMail später wollte er kommen.

Zwischenzeitlich spielten Henke und DJ einige Extended-Decks gegeneinander. Erst Tog, das kannte ich, dann Karten mit mir unbekannten Namen. "Flow" stand auf einer. Indirekt knüpfte mein Gehirn eine Schaltung mit dem Selbsthaarschneider "Flowbee", verwarf diesen Gedanken aber rasch. "Destructive Flow" klärte mich DJ auf. Henke lachte. Ich kam mir lächerlich vor, als DJ mir eine der Karten beschrieb, die ich mit dem Gedanken, ein Multiplayer-2HG Deck zu bauen, vor Jahren aus holländischen Grabbel-Boxen ("Grabblen fur de Moxen") zog, seitdem aber in der dunklen Kartenbox aufbewahrte. Später sollte ich anfangen, sie zu suchen. Später.

Auch Tom kam noch in der Zeit, in der wir auf "Evil" warteten, und er ergänzte die einzige Casual-Runde zu einem Pentagramm. Draften wolle er nicht. Schade. Als Evil kam, ging es fast los, und die Booster stapelten sich vor uns. An jeder Seite des quadratisch zusammengeschobenen Stammtischs sassen nun zwei Köpfe, ein ungewohntes Bild. Wurde man sonst als "Noisy Goblin" beschimpft, wenn man sich nur kurz zur Seite wendete, schaute man nun seelenruhig zusammen durch einen Booster.

Uns gegenüber sassen Henke und DJ, auf der linken Seite befand sich das Team aus Taj und Mo, der, wenn er Chi geheissen hätte, den Lacher komplettiert hätte, und rechts scharrten Markus und Jan bereits mit den Füssen. Es ging allerdings mehr um die eben angelieferten Getränke. Die Kneipe füllte sich mit nicht-magicspielendem Volk, ein seltener Anblick am Mittwoch.

Was mich sicherlich mehr irritierte war, dass direkt zwei Karten gepickt werden durften. Unser erster Booster war, die Leser mögen mir den Ausdruck verzeihen, "insane". Neben einer Spectral Force in Foil noch ein Magus of the Scroll, Lightning Axe, Brine Elemental auch noch Cloudchaser Kestrel. Warum ich letztere Karte bei der erstgenannten Auswahl noch weiss? Wir beratschlagten uns ein wenig und versuchten, in rot die Signale deutlicher zu setzen, denn die Spectral Force galt als gesetzt. Daher war der Ausflug in den Magus nicht so sicher, wenn MoTaj die Axt nimmt. Mein Vorschlag, das Brine Elemental zu nehmen, wurde aber wegen kleiner Flieger überstimmt, und obwohl ich etwas brauchte, darin mehr Sinn zu sehen, erinnerte ich mich an die Niederlage beim zweiten Tag in Turin. "Win-a-box-2HG" haben wir gespielt und mit Stand 4-1 auf ein Team getroffen, dass schnellen Beatdown spielte. Das Format ist schnell, und diesmal liess ich mich breitschlagen, das zu versuchen. Also ein Fatty und ein schnelles Deck sollte es sein.


Man schob uns noch diverse Bomben, und wie der Inhalt der Booster verteilt war, entzieht sich, als ich dies schreibe, bereits meiner Erinnerung. Die Kommunikation beim Draften war sehr seltsam - zumindest im Sinn von "gewöhnungsbedürftig". Aber es hat auch seine guten Seiten. Wir schätzten in Etwa, was von dem weitergegebenen Booster diskutiert wurde, das gab viele Informationen. Als der Booster schliesslich auf der entgegengesetzten Seite zu Diskussionen führte, war es wirklich witzig. DJ klammerte sich an eine Karte, die Henke absolut nicht nehmen wollte. So weit es die Dread Locks zuliessen, lief er rot an und ballte die Fäuste, wie wir es sonst nur von Mr. Burns kennen. "Aber Mr. Burns..." entgegnete der an DJ erinnernde Mr. Smithers... Mr. Burns wollte keine Diskussion und hauchte "Nehmen Sie einfach diese Karte, Mr. Smithers!" - es war wirklich zu schön.

Der Rest ist schnell erzählt: Evil bekam eine zweite Force, aber leider keine Dryade dazu, dafür ein Stormbind und zwei Penumbra Spiders. Was ich bekam, erklärt die nachstehende Deckliste.

deck

Germagic Deckstats aufrufen
10 Plains
7 Swamp

1 Shade of Trokair
1 Chromatic Star

1 Benalish Cavalry
1 Pit Keeper
1 Deathspore Thallid
1 Blightkeeper
2 Cradle to Grave
1 Whitemane Lion
1 Errant Doomsayers

1 Mangara of Corondor
1 Tivadar of Thorns
1 Erotic Sliver
2 Cloudchaser Kestrel
1 Aven Riftwatcher
1 Riftmarked Knight
1 Trespasser il-Vec
1 Phyrexian Totem

1 Celestial Crusader
1 Evangelize
1 Saltblast
1 Viscid Lemures
1 Stormfront Riders

1 Dark Withering


Ein weiteres Detail des 2HG Drafts war die Einteilung in vier Teams. Da nur zwei Runden gespielt werden und in jeder Runde auch nur ein Spiel, sind die Spiele eigentlich unspannend. Sobald die Manaangst einsetzt in Form von zuvielen oder zuwenigen Ländern ist man Gegnern, die gerade im Vorteil sind, ausgeliefert. Ist man gerade selbst im Vorteil, wird dieser ausgeglichen. Damit ähnelt diese Turniervariante am ehesten dem Tennis, nur das es eben nur einen Satz zum Gewinnen gibt.

Unser erstes Doppel, und direkt durften wir gegen Team Burns/Smithers spielen. DJ und Henke waren der Auffassung, das Format sei langsam. Wir waren, wie gesagt, anderer Auffassung; noch während die Makusas ihr Deck, wie es schien war es mühsam, mit Ländern und Hüllen ausstatteten, flogen bei uns nach Benalish Cavalry schon die ersten Cloudchaser Kestrel durch die Gegend. In der vierten Runde hielt ich Cradle to Grave und Whitemane Lions, die ich beide wie erwartet einsetzen durfte. Damit blieb die Angriffsstärke auf unserer Seite erhalten und bei den Simpsons kam zunächst nichts, ausser einem nicht blocken wollenden Morphs. Die "Evil Atogs" durften also jede Runde angreifen und dabei Schaden zufügen, der einer Primzahlenreihe alle Ehre gemacht hätte. Henke brachte noch den schwarzen Sliver mit Erstschlag, der ein hübsches Utopia Vow fangen konnte. Djs Molder verbesserte entsprechend den Lebenspunktestand von 3 auf 5, was eine zusätzliche Runde gegen meinen Cloudchaser Kestrel bedeutet hätte. Wäre da nicht EOT noch ein Celestrial Crusader ins Spiel gekommen. 1-0

Inzwischen hatte auch der andere Tisch das Spiel aufgenommen, da wir noch genug Zeit auf der Uhr hatten, spielten wir noch eine Runde zur Probe, die diesmal klar an DJ und Henke ging. Ein Soul Warden Replika brachte uns katapultartig auf 53 Leben. Da wir beide flooded waren, dürfte der Rest des Spiels einleuchten. Da war nicht mal der Effekt des Brine Elementals (Tipp: mal drüber nachdenken, was da genau passiert) sonderlich schlimm, da wir ohnehin zum blocken und Land ziehen gezwungen waren. Ja, Riftmarked Knight ist wirklich so schlecht.

Im Finale (mein Teampartner ist aber auch zu gut) trafen wir also auf Mo/Tai (ich dachte, alternativ könnte Mo auch Mai heissen für einen guten Gag), die einen wesentlichen Tempovorteil hauptsächlich aus Tais rot/blauen Deck gewinnen konnten, denn Mo zeigte uns nur zwei Plains. Was aber ausreichte, um per Tais Veraffung sehr früh eine 3/3 Kreatur zu haben - die durch Removal (auch von Tai, woher hat der Mann die Karten alle gehabt, nein, es war...) in Form von Magus of the Scroll zum Quadrat (sprich: man hatte derer zwei) gerade durch das Weglassen von überflüssigen Handkarten zur Auswahl den Vorteil auszunutzen.
Leicht im Manascrew konnte ich nicht genug Druck aufbauen und die geringe Toughness meiner Kreaturen wäre schon beim Deckbau der Anlass gewesen, über das Fortify im "Sideboard" genauer nachzudenken. Wir liessen es schliesslich im Niemandsland, und der Riftmarked Knight "überzeugte" wieder durch bessere Alternativen im gleichen Manabereich und wurde nicht ausgespielt.
Tais Parasiten, sonst die Kartengattung, der man nach ihrem Entmorph-Effekt nur Block-und-Weg-Charakter zubilligt, ging in den Angriff über. Damit gewannen sie den ersten Pick (immerhin ging es um Damnation, Foil Spectral Force, Foil Stormhold Overseer).

Fazit: Hatten wir während des Drafts mehr an gute Karten gedacht, verdichteten sich Synergien ab dem vierten Booster. Doch Synergien sind weniger wichtig als gedacht, da ohnehin nur ein Spiel gespielt wird, und einige Karten in zwei Runden niemals auftauchen. An deren Stelle könnte man zusätzliche Länder spielen, bis hin zu 30 Ländern, oder Poker-Karten einmischen, es hätte einfach keinen Effekt. Wesentlich scheint nur zu sein - hat man Allokationsprobleme beim Mana oder nicht...

EDIT: Zum Brine Elemental gibts einen Link - jetzt skippt man nicht mehr so wie ein entlaufenes Känguru.

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comments
"Da war nicht mal der Effekt des Brine Elementals (Tipp: mal drüber nachdenken, was da genau passiert) sonderlich schlimm[...]"

When Brine Elemental is turned face up, each opponent skips his or her next untap step.

mhhhhhh.....
werden da jetzt wirklich 2 untap steps geskippt?

verdant force macht ja auch nur ein token pro upkeep :|

MfG

cosmo
 
Puh, Russel hat uns zurückgerufen. Irgendwie ist dieses Format von Grunde auf verbuggt.

http://boards1.wizards.com/showthread.php?t=795765

-> man skippt nur noch einmal die Upkeep. Seit gestern.
 

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